Am 21. Januar 2023: für Demokratie und Vielfalt

Liebe Freunde und Freundinnen der Demokratie, liebe Antifaschisten,

wir Omas gegen Rechts gehören zur Nachkriegsgeneration, die von unseren Eltern noch unmittelbar erfahren haben, was Faschismus und Krieg bedeuten. Und wie beides eng zusammenhängt.

Ich habe auch noch erlebt, dass im Nachkriegsdeutschland wenig aufgearbeitet wurde. Damals waren das Dritte Reich und seine Verbrechen an der Menschheit im Geschichtsunterricht kein Thema. Auch waren noch überall Nazis aktiv, als Lehrer, als Richter, in den Verwaltungen, den Schulen, den Gerichten.

Es hat lange gedauert, bis sich die Gesellschaft verändert hat. Umso erschreckender ist für uns Omas zu sehen wie sich die Idee eines autoritären Nationalstaates im Verbund mit zunehmendem Rassismus wieder ausbreiten kann.

Regelmäßig kommen die Neo-Nazis der „Kameradschaft Rheinhessen“ und der NPD nach Alzey, Bingen, Ingelheim und Worms. Hier bei uns laufen sie mindestens zweimal im Jahr durch die Straßen und skandieren: Alzey –Nazistadt. Eine Provokation für jeden Demokraten.

Nun sagen einige: was soll’s. Diese rechtsextremen Gruppen und Grüppchen sind doch eine so kleine Minderheit, dass man sie ignorieren kann. Gebt ihnen doch keine Plattform, indem ihr mit euren Aktionen auch noch auf sie aufmerksam macht.

Dieser Meinung bin ich nicht.

Nein, wir müssen ihnen zeigen, dass sie nicht willkommen sind.
Wir müssen ihnen zeigen, dass wir gegen Rassismus und Antisemitismus sind
Und wir müssen verhindern, dass sie mit ihrer menschenverachtenden Ideologie bis in die Mitte der Gesellschaft eindringen

Nun fragen sich viele von uns aber auch: warum dürfen die Nazis überhaupt hier auftreten? Es ist schwer zu ertragen, dass diese Aufmärsche unter dem Schutz der Polizei stattfinden dürfen. Einige macht das wütend. Ja, es ist richtig, dass wir dem Demonstrationsrecht und der Meinungsfreiheit einen sehr hohen Stellenwert geben. Das unterscheidet uns von Diktaturen. Aber ich bin der Meinung, es muss auch eine rote Linie geben.

Parteien und Organisationen, die sich offen gegen unsere freiheitliche Grundordnung stellen, müssen die rote Karte bekommen
Solche Organisationen sollten m.E. verboten werden
Die Demokratie muss wehrfähig sein

Was mich aber – trotz allem – optimistisch stimmen soll ist, dass die große Mehrheit der Bevölkerung Rechtsextremismus ablehnt.
Und dass wir einen Rechtsstaat haben, der vielleicht manchmal etwas träge ist, aber sicher nicht hilflos.

Wir haben heute gezeigt, dass wir mehr sind als die kleinen Nazi-Gruppen.

Lasst uns weiterhin zusammenstehen über alle Parteigrenzen hinweg, egal welche Herkunft wir haben oder welcher Religion wir angehören

Zeigen wir den Nazis, dass wir keine Angst vor ihnen haben.

Und dass wir bereit sind, für den Erhalt unserer demokratischen Grundordnung einzustehen

Margarete Ruschmann
für Omas gegen Rechts Alzey